Es ist heiß. Sehr heiß. So heiß, dass man den Schutz seiner klimatisierten Wohnung verlässt und einem Sturzbäche an Schweiß die Arschritze hinabrinnen, ehe man Zeit genug hatte, die Wohnungstür zu versperren. Schweiß, der sich in der Unterhose sammelt und einen widerlichen Fleck auf Arschlochhöhe hinterläßt. Das wird ein übler Tag. Tausende Arschgesichter mit angeschwitzten Arschlöchern warten da draußen!
In meiner Mittagspause habe ich mich der Hitze schon längst hingegeben und versuche mir einzubilden, dass sie mir nichts anhaben kann und dennoch kleben meine Eier an meinem Schenkel wie eine Al Dente Nudel an einer Glasscheibe. Keuchend bewege ich mich von Schatten zu Schatten um der todbringenden Sonne zu entgehen, die jedem Spinner, der verrückt genug ist, sich ihr entgegenzustellen, das letzte Stück Hirn aus dem Kopf frittiert.
Als ich also das Eisgeschäft passiere, an die Hausmauer gepresst wie ein Einschleichdieb, der eine Überwachungskamera austricksen will, gibt es für mich nur eines zu tun. Ich krame ein wenig Kleingeld aus meiner Hosentasche und begutachte die Eissorten, die auf einer Tafel stehen, die seitlich an der Hausmauer angebracht wurde. Ich brauche nur zehn Sekunden um zu wissen, dass ich Sorten wie „Schlumpf“, „Joghurt-Traum“ oder „Rosenblüte“ links liegen lassen werde. Ein arschgesichtiger, fettleibiger Junge bekommt vor mir eine Eistüte in der Größe einer olympischen Fackel überreicht und grinst von einem Ohr bis zum anderen. In fünfzehn Jahren wird er wohl einem Herzinfakrt erliegen. Ein Arschgesicht weniger.
Ich bin an der Reihe. Die dürre Eisverkäuferin sieht mich gelangweilt an und taucht die Eiskelle in eine kleine, mit verschmiertem Eiswasser gefüllte Schüssel. Es macht Klack, klack, klack.
„Tag. Biddäsähr?“
Ich zeige auf eine kleine Eistüte.
„Diese Tüte mit Erdbeer, Vanille und Schokolade.“
Sie greift sich eine große Tüte mit schokoladeverziertem Rand und vergräbt die Eiskelle im Vanilleeis.
Ich hebe einen Finger und schnalze mit der Zunge.
„Nein, nein. Nicht diese Tüte.“ Ich zeige auf die Schokotüte in ihrer verschwitzten Hand.
„Diese Tüte.“ Mein Finger wandert zur kleinen Eistüte zurück.
Sie verdreht die Augen, schnauft und stopft die Schokotüte zurück.
„Dann müssän sie sagään!“
Ich höre, wie ein Messer in meiner Hosentasche aufschnappt.
Die Eisdielen-Schnalle schnappt sich die kleine Tüte und vergräbt die Eiskelle erneut im Vanilleeis.
Ich hebe einen Finger und schnalze mit der Zunge.
„Erdbeer, Vanille, Schokolade. In dieser Reihenfolge!“
Sie sieht mich an, als hätte ich ihr gerade in den Schritt gefaßt.
Bitte, tu mir den Gefallen und mach mich dumm an. Bitte! Ein dummer Spruch nur. Geht ganz leicht. Du kannst das. Komm schon.
„Ist nicht ägaal?“, kommt es genervt aus ihrem Mund und schon bin ich über die Gefriertheke gesprungen und habe ihr die Eiskelle aus der Hand gerissen. Sie reisst ihre Augen auf und macht ein stummes O mit ihrem Mund. Ich packe ihren fettigen Haarschopf mit meiner linken Hand und reisse ihren Kopf nach hinten. Ehe sie Stracciatella sagen kann, hab ich die Eiskelle in ihrer Augenhöhle vergraben und unter ohrenbetäubendem Gekreische schabe ich ihren Augapfel aus dem Kopf und werfe ihn ins Eiswasser. Es macht Platsch, das Auge geht kurz unter, nur um Sekunden später wieder an der Wasseroberfläche zu erscheinen. Es dreht sich um die eigene Achse und scheint mal links, mal rechts zu sehen. Ich muss lachen.
Ich lasse die Schnepfe fallen, aus ihrer Augenhöhle sprudelt Blut und sie versucht immer noch, das hohe C zu treffen.
Grinsend stopfe ich die Eiskelle ins Erdbeereis und puhle eine Kugel heraus.
Ich zeige ihr die Kugel Erdbeereis.
„Erdbeer!“
Und stopfe sie in ihre blutige Augenhöhle.
Lachend stopfe ich die Eiskelle ins Vanilleeis und puhle eine Kugel heraus.
Ich zeige ihr die Kugel Vanilleeis.
„Vanille!“
Und stopfe sie in ihre blutige Augenhöhle.
Kichernd stopfe ich die Eiskelle ins Schokoladeneis und puhle eine Kugel heraus.
Ich zeige ihr die Kugel Schokoladeneis.
„Schokolade!“
Und stopfe sie in ihre blutige Augenhöhle.
Gerade, als ich mich nach Eiswaffeln umsehe, die ich ihr als Garnierung ins Eis stecken kann, klingelt mein Handy. Es ist mein Chef, der mich fragt, wo zum Teufel ich so lange bleibe. Ich krieche ihm ein wenig in den Arsch und verspreche, in den nächsten fünf Minuten wieder zurückzusein.
Ich nehme die Eistüte entgegen, die mir das dürre Arschgesicht gelangweilt entgegenhält, zahle dafür und verpisse mich auf die gegenüberliegende Straßenseite. In der prallen Sonne schmilzt das Eis schneller als ich es schlecken kann. Aber das macht mir nichts aus. Während mir Erdbeer, Vanille und Schokolade über die Hand tröpfelt, begutachte ich die Eisverkäuferin und treffe einen Entschluß.
Mit dir bin ich noch nicht fertig.
Ich komme wieder.
Verlaß dich drauf.