Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!
Ich rutsche zum wiederholten Male mit der Rasierklinge ab und sie gräbt sich mit einem schmatzenden Geräusch in meinen Unterarm. Das von mir sorgfältig mit Kugelschreiber vorgezeichnete, geschwungene Muster verschwindet in einem Fiasko aus rot. Ich schließe meine Augen und ein langgezogener Schrei formt sich in meiner Kehle, bereit, meinem weit geöffneten Mund in Schallgeschwindigkeit zu entweichen.
Ich bringe diesen verfickten Rasenmähertypen um!
Mit einer um meinem Kopf Sirtaki tanzenden Krone aus blitzenden Rasierklingen wische ich mir meinen blutigen Unterarm mit einem Küchentuch ab, springe zum Küchenfenster und stoße beide Flügeln so kräftig auf, dass sie auf die Fassade knallen und Verputz nach unten bröckelt. Da unten fährt diese Mißgeburt den Scheißrasenmäher spazieren und pfeift dabei. Er pfeift! Ich will ihm sofort seine gottverdammte Halsschlagader aufbeissen!
Während ich vor Wut langsam den Verstand verliere, findet dieser Dialog statt:
„He, du Arsch!“
„He, was? Arsch?!“
„Ja, Arsch! Du Arsch!“
„Was is‘?“
„Ja, was, du Arsch?!“
„Spinnst?“
„He, hörst du endlich mit dem Scheiß auf?!“
„He, die haben’s in den Kopf geschissen, oder?“
„He, du Wichser, stell diese verfickte Maschine endlich ab, sonst..“
„Sonst was?!“
„Fick dich!“
„Fick du dich doch!“
„He, ich schwör‘ dir, ich mach dich alle!“
„Leck mich, du Wichser!“
„Leck du mich doch!“
„Jaja, geh scheißen!“
„Du Hurenkind, stell diesen Scheißapparat ab!“
„Alter, du kannst mich mal!“
„He, ich sag’s dir…“
„Ja, was denn?“
„Echt jetzt..“
„Leck mich!“
„Was?!“
„Ja was denn?!“
„Was was? Was is‘ jetzt?!“
„Was soll sein? Was denn?“
„Ja was? Lass den Scheiß, sonst komm‘ ich runter!“
„Na, komm doch runter!“
„DU! ARSCH!“
„Ach, fick dich doch!“
„STELL! DIESEN! SCHEISS! APPARAT! AB!“
„Was is‘? Der Rasenmäher is so laut! Was?!“
Dann wird die Welt schwarz. Wie in einem Vorspann blenden Standbilder ein und aus und wechseln sich ab. Als würde ich mir einen Film ansehen in dem ich selber vorkomme.
Ich sehe mich selber im Stiegenhaus, wie ich die Stiegen herunterhetze.
Wie ich die Höftüre auftrete, das Glas in der Tür zerbirst unter meinem Tritt, Scherben segeln funkelnd durch die Luft.
Wie der Rasenmähermann auf mich zugeht, die Faust erhoben.
Wie ich ihm in die Eier trete und nebenbei bemerke, dass eine Sprinkleranlage neben mir im Betrieb ist.
Wie sich die Spitze der Sprinkleranlage in seinen Anus gräbt, nachdem ich ihm die Hose runtergezogen und ihm seine Eingeweide mit Wasser vollgepumpt habe.
Wie ich mit dem Rasenmäher heranfahre, ihn umdrehe und genau vor dem Schwachkopf positioniere.
Wie ich seine Drecksvisage an den Haaren hochhebe und sein Arschgesicht in die kreisenden Rotorblätter drücke.
Wie sich mein lachendes Gesicht blutrot verfärbt, Knochensplitter sich in meine Wangen graben und Fleischfetzen gegen mein Gesicht klatschen.
Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!
Seufzend und vor Wut nahezu ohnmächtig, verlasse ich den Raum und gehe ins Vorzimmer. Da höre ich diesen Teufelsapparat wenigstens nicht so stark. Blut rinnt an meinem Unterarm herab und mir fällt ein, dass ich die Rasierklinge noch in der Hand halte. Langsam rutsche ich an der Wand herab und halte mir den Arm vors Gesicht. Nachdem ich einen Blick auf mein Kunstwerk gerichtet habe, fahre ich seufzend fort zu retten, was noch zu retten ist.