Es klingelt an der Tür. Ich halte inne, drehe die Lautsprecher meines PCs ab, aus dem grad lustvolles Keuchen dringt, ziehe meine Hose hoch und schleiche wie ein Kapuzineräffchen zur Tür um kurz drauf mein Auge in den Spion zu halten.
Da steht eine junge Frau.
Ich überlege kurz, ob ich sie kenne. Normalerweise würde ich an dieser Stelle etwas abfälliges durch dir Tür von mir geben und dem Störenfried raten, er möge sich verpissen, ehe ich da rauskomme und ihm seine gottverdammten Beine breche. Aber irgendwas hält mich davon ab. Warum geht sie nicht weg? Langsam fummle ich am Türschloß herum, öffne die Tür und erkenne eine Zehntelsekunde zu spät, dass ich noch eine, zwar im Verblühen befindliche, aber dennoch unverkennbar gegen meine Hose stehende, Erektion habe. Zu spät. Drauf geschissen.
Sie sieht gut aus. Echt. Etwas kleiner als ich, blondes, kurzes Haar, Sommersprossen, niedliche kleine Titten, blaue Augen und irgendwie ein verschmitztes Lächeln im Gesicht. Ich mag mich auf der Stelle auf ihr Gesicht setzen und ihr meine Hoden in den weit geöffneten Mund baumeln lassen.
„Hallo. Entschuldige die Störung..“ Ihr Blick wandert nach unten auf meinen Schritt und sie grinst unverschämt.
Ich bringe lediglich ein lahmarschiges „Hmnjawasdenn.. ja?“ zustande und strecke automatisch meinen Arsch hinten raus. Soll eigentlich die Spannung von meiner Vorderseite nehmen, sieht aber dummerweise eher so aus, als müßte ich voll böse scheißen.
„Ich bin Sonja. Grad nebenan in die leere Wohnung eingezogen.“
Ich erinnere mich an eine Episode mit einem jugoslawischen Bauarbeiter und einem Bohrer und beginne zu lächeln.
Sonja glaubt, mein fröhliches Gesicht gelte ihr lächelt freundlich zurück.
„Ich wollte eigentlich nur mal Hallo sagen und meine Nachbarn kennenlernen.“
Ich hebe meine rechte Hand und sage „Hallo“. In meiner Hose pocht es unangenehm. Verdammt, ist die niedlich! Sie trägt ein weißes Top und als ich meine Augen etwas zusammenkneife muß ich feststellen, dass sie nicht mal einen BH trägt. Wo zum Teufel sind ihre Nippel?!
„Wenn du Zeit und Lust hast, würde ich mich freuen, wenn du morgen Abend bei meiner Housewarmingparty vorbeischauen würdest.“
Ich frage mich, ob sie beim Sex laut ist und weiß jetzt schon, dass ich da morgen, gegen meine Prinzipien verstoßend, bei ihr vorbeischauen werde. Vielleicht kann ich sie betrunken machen und ein wenig in ihr rumstochern. Das wär‘ sicher lustig. Irgendwie wird mir bei diesem Gedanken ganz warm ums Herz und dann kommt auf einmal dieses arschgesichtige Hurenkind um die Ecke, das ganze Gesicht voller Haare wie eine widerliche Mischung aus Affe und Esel, grinst von einem Ohr zum anderen, packt Sonja am Arsch, drückt sie an sich und hält mir seine linke Hand hin.
Seine! Linke! Hand! Die Arsch-Hand! Die böse Hand!
„Hi! Peter! Und du bist?“
Ich bin der, der einen Schritt Anlauf nimmt und dem Wichser seinen rechten Fuß zwischen die Beine donnert.
Ich bin der, der ihm das Knie von unten gegen das Kinn rammt und ihn dadurch dazu bringt, sich seine gottverdammte Zungenspitze abzubeißen während sich mit knirschendem Getöse vier Zähne aus ihrem Ursprungsort verabschieden.
Ich bin der, der ihn packt und auf den Bauch dreht, als er am Boden liegt.
Ich bin der, der seinen verfilzten, dreckigen Haarschopf packt und seine Drecksvisage immer und immer wieder in den Boden rammt. Es macht Gitsch! und Gotsch! und Blätsch! und Knarks!
Ich bin der, der ihm seine schlaffe Hand hinhält und seinen Namen dahinnuschelt. Mister Missing Link grinst erneut, zeigt mir seine 58 Zähne und haucht Sonja einen Kuss auf die Wange.
„Ich bin fertig da oben. Du hast hier unten alles erledigt?“
Sie nickt, dreht sich zu mir, lächelt mir zu.
„Also dann, vielleicht bis morgen.“
Ich nicke.
Sie verschwinden um die Ecke und ich höre Peter flüstern, dass er fassungslos darüber ist, dass sie gerade einen Typen mit Ständer in der Hose eingeladen haben. Die beiden kichern.
Als ich meine Wohnungstür schließe, tanzen Rasierklingen Sirtaki um meinen geschundenen Kopf. Ich kann sogar die verfickte Mandoline hören! Ich schließe meine Augen, um die Wut abklingen zu lassen.
Und sehe Sonja. Mein Herz setzt eine Sekunde lang aus. Ihr freundliches Gesicht. Ihre Sommersprossen. Ihre makellos weißen Zähne, die sie beim Lächeln entblößt. Den Schraubenzieher, den ich ihr ins Ohr gestoßen habe.
Und endlich entspanne ich mich.
Als ich meine Augen öffne, sind die Rasierklingen verschwunden.