Green Room

Als ich merke, was ich getan habe, ist es schon zu spät. Die rechte Arschbacke immer noch nonchalant nach oben gereckt, entfleucht meinem Enddarm ein Geräusch, das nach „Breeeeeeeet“ klingt und in einem feuchtgurgelnden Geröchel mündet.

In diesem Moment öffnet sich die Tür zum Green Room und Sophie, die mir zugewiesene Assistentin, steckt ihren Rotschopf durch den Türspalt.

“Noch fünf Minuten!“, flüstert sie mir zu, runzelt kurz die Stirn, als sie mich leicht verdreht auf der Couch sitzen sieht und schließt die Tür endlich wieder.

Ja, leck mich doch am Arsch.

Während ich mich zur Seite drehe und versuche, mein Gewicht an der Armlehne hochzuwuchten, um mich nicht in das braune Fiasko in meiner Unterhose zu setzen, setzt mein angeschlagener Verdauungstrakt einen nach und mit einem lauten Knall landet ein vermutlich sektkorkengroßes Stück Kot im bereits besudelten Bereich meiner Shorts. Durch dieses unglaublich fiese Manöver aus dem Konzept gebracht, lasse ich die Armlehne los, verliere das Gleichgewicht und lande direkt auf meinem Hintern. Der Schrei, der mir entfährt, steht dem von Al Pacino am Ende des dritten Paten in nichts nach. Sophie steckt ihren Kopf erneut durch die Tür.

„Noch drei Minuten!“. Sie sieht mich misstrauisch an. Ich sehe ihrer Nasenspitze an, dass sie denkt, dass hier irgendeine Scheiße läuft. Wenn sie nur wüsste, wie recht sie damit hat. Sie schließt die Tür, bevor ich irgendetwas anderes tun kann, außer dämlich zu grinsen.

Drei Minuten. Solange habe ich Zeit, die Schweinerei in meiner Hose zu beseitigen. Ich ziehe mich ruckartig an der Lehne hoch und schaffe es endlich, fest auf beiden Beinen zu stehen. Mein Bauch gibt es überaus beleidigtes Geräusch von sich, das sicherheitshalber von einigen mittelschweren Krämpfen begleitet wird. Was zum Teufel ist denn da los?! Vornübergebeugt hüpfe ich ans andere Ende des Raumes, an dem sich eine Tür befindet. Genug Zeit, die Sache am Klo halbwegs in den Griff zu bekommen. Als ich den Knauf drehe und die Tür öffne, stehe ich plötzlich vor einem Bücherregal. Jemand hat sich tatsächlich die Mühe gemacht, dieses Scheißding mit einer Tür zu versehen! Mein Bauch macht „Grrrrruuuuuuuuunnnnnnn“. Wo zum Teufel ist das Klo?! Entsetzt fällt mir ein, dass mir Sophie bei meiner Ankunft mitgeteilt hat, dass dies der einzige Green Room ist, der über keine eigene Toilette verfügt. Diese befindet sich am Ende des Ganges. Mein Bauch macht „Hrrrrnnnnngggggggggg“. Gehetzt schau ich mich im Zimmer um. Da steht eine Couch, in der Ecke ein Tisch. Ein kleiner Kühlschrank am anderen Ende des Zimmer enthält diverse Getränke und Snacks. Nirgends Küchenrolle, Servietten oder verfickte Taschentücher. Okay, dann eben so.

Ich schlüpfe aus meinem Sakko und reiße mir mein Hemd vom Leib. Ich ziehe mir mein weißes T-Shirt, das ich immer unter meinen Hemden trage, über den Kopf und habe mir gefühlte zwei Sekunden danach die Jeans bis zu meinen Fußknöcheln heruntergezogen. Der Geruch, der mir aus meiner Unterhose entgegenschläft stammt direkt aus der Hölle. Würgend packe ich mein T-Shirt an einem Ende und schwinge das andere zwischen meinen gespreizten Beinen durch, um es mit der zweiten Hand zu fangen. Ruckartig ziehe ich den Stoff nach oben und beginne ihn schließlich fest und zügig nach vorne und hinten zu ziehen. Wie das für jemanden aussehen muss, der keine Ahnung hat, was gerade passiert ist, kann ich mir gar nicht vorstellen. Muss ich auch nicht. Sophie, die mich für meinen Auftritt abholen will, hat die Tür zum Raum scheinbar lautlos geöffnet und als ich merke, dass sie mich schon seit geraumer Zeit mit ihrem Handy filmt, wird mir klar, dass ich den Auftritt heute sausen lassen werde.

Ich lasse mein besudeltes T-Shirt fallen, ziehe meine Hosen hoch, schlüpfe in Hemd und Sakko und verlasse den Green Room. Nachdem ich ein Labyrinth aus verschiedenen Gängen und Korridoren passiert habe, lande ich schließlich wieder auf der Straße. Es ist kalt. Und natürlich habe ich meinen Mantel liegen lassen. Ich klappe den Kragen meines Sakkos hoch, ziehe die Schultern nach oben und trippele langsam in Richtung U-Bahn. Meinen ersten Fernsehauftritt hätte ich mir auch anders vorgestellt.

Mein Bauch macht „Rrrrunnnngggunnnnnggggg“.

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