Extrawurst

“Ich will nicht!”.

Hubert verzieht schmollend das Gesicht und wendet sich von Toby ab.

“Wie meinst du das, du willst nicht?”, fragt Toby verdutzt und hört sofort auf, Huberts Schultern zu massieren.

“Ich meine das so, wie ich es sage – Ich will nicht!”, blafft Hubert und wendet sich erneut schnaufend ab. Er sitzt am Küchentisch und verschränkt beleidigt die Arme, wie ein Zwölfjähriger. Toby geht stumm um den Tisch herum und nimmt auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz. Eine zeitlang sieht er seinen Lebenspartner stumm an.

“Es ist Samstag.”, sagt er schließlich.

Hubert schnaubt verächtlich. “Das ist wirklich das einzige, das dich interessiert, oder? Es ist Samstag und Samstag ist Fick Tag!”

Gekränkt lehnt sich Toby zurück und überlegt, wo diese plötzliche Gehässigkeit herkommen könnte. Samstag ist ihr Romanzen Tag. Sie haben sich versprochen, an diesem Tag Wert auf gegenseitige Zärtlichkeiten zu legen. Auch wenn sie bereits seit knapp zehn Jahren ein Paar sind, spielt Sex natürlich immer noch eine wichtige Rolle. Ihr Paar-Therapeut mag noch so sehr darauf hinweisen, dass Sex bei so langen Beziehungen immer mehr in der Hintergrund gerät, für Toby ist es immer noch essentiell, mit seinem Partner zu schlafen. Unmengen an Spielzeug liegen in den Laden ihrer Nachtkästchen und warten auf ihren Einsatz. Toby hat für den heutigen Abend extra einen neuen Silikon Aufsatz für die schwedische Drillmaschine besorgt, die Hubert so sehr mag. Dass er sie heute nicht einsetzen könnte, macht ihn irgendwie ärgerlich, immerhin hat das Teil knapp einhundert Euro gekostet.

“Okay, was ist los?”, fragt Toby schließlich seufzend. Irgendetwas passt Hubert nicht und er will nicht einfach so aufgeben ohne zumindest versucht zu haben den Ursprung herauszubekommen.

Hubert seufzt und wendet sich wieder seinem Partner zu.

“Schau”, beginnt er versöhnlich. “Ich weiß, dass dir die Samstage wichtig sind, aber heute ist mein Tag. Und die letzten Male ist das irgendwie gar nicht so gelaufen, dass es für mich gepasst hätte.”

Toby kann mit dieser kryptischen Aussage irgendwie gar nichts anfangen. Im Kopf geht er die letzten Samstage durch, die Huberts Tage waren. Nachdem sie beide weder passiv noch aktiv sind, hatten sie vor einiger Zeit beschlossen, ihre Rollen beim Sex einfach abwechselnd zu übernehmen. Toby war sich darüber im Klaren, dass er durch seine Körpergröße ein wenig mehr Kraft auszuüben imstande war. Möglicherweise hatte er Hubert zu derbe angefasst?

“Ich kann auch etwas zärtlicher sein, wenn das dein Problem sein sollte.”, versucht Toby eine Annäherung, aber Hubert schüttelt den Kopf. “Das ist es nicht, das passt schon so.”, versichert er sofort.

“Was ist es dann?” Toby kommt irgendwie auf keinen grünen Zweig.

Hubert seufzt, richtete sich schließlich auf und blick seinem Partner lange in die Augen, ehe er spricht.

“Du erinnerst dich an die letzten Male, als es mein Tag war?”, fragt er schließlich.

Toby denkt kurz nach, geht ihren Sex im Kopf durch, findet aber nichts Verwerfliches. Er nickt trotzdem stumm.

“Okay.”, sagt Hubert. “Du hast da irgendwann begonnen, diesen Ass Plug zu verwenden, wenn du es mir machst. Du weißt schon, das rosa Ding.”

Toby nickt stirnrunzelnd. Er hat nicht die geringste Ahnung, worauf Hubert aus ist.

“Nun”, beginnt Hubert zögernd. “Naja.. also, ich mag dieses Ding nicht.”

“Du magst meinen Ass Plug nicht?”, fragt Toby erstaunt und leicht amüsiert.

Hubert schüttelt stumm den Kopf.

“Den Ass Plug, der in meinem Hintern steckt?”

Hubert schüttelt erneut den Kopf und sieht Toby dabei immer noch leicht schmollend an.

Toby lehnt sich zurück und reibt sich seufzend die Augen mit den Knöcheln seiner Hand. Schließlich stützt er sein Kinn an einer Hand ab und sieht seinen Partner belustigt an.

“Gut. Ich kann das Ding ja weglassen. Keine große Sache. Willst du mir wenigstens verraten, was du für ein Problem damit hast, wenn das Ding in meinem Arsch steckt?”

Hubert verzieht den Mund und überlegt. “Naja..”, ist schließlich seine einzige Antwort.

“Naja, was?”, fragt Toby berechtigt nach. “Ist es die Farbe? Die Form? Erinnert es dich an etwas anderes? Was ist es?”

Hubert schüttelt stumm den Kopf und senkt etwas verschämt den Blick. Toby sieht, dass er mit der Wahrheit nicht herausrücken kann oder will.

“Ich bin dir nicht böse, du kannst es mir ruhig sagen.”, versichert er Hubert. Dieser scheint sich nicht ganz sicher zu sein, ob er die Wahrheit sagen soll, oder nicht und zögert. Schließlich steht Toby auf, geht um den Tisch herum, geht vor seinem Partner in die Knie und legt ihm seine Hände zärtlich auf die Oberschenkel.

“Du kannst mir alles sagen, Liebster. Immer. Und ich werde dir nie böse deswegen sein. Wenn dich etwas stört, dann will ich, dass du mir sagst, was es ist, damit ich es ändern kann. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich deswegen Stress machen könnte. Ich verspreche es dir.”

Hubert errötet leicht, was Toby nur allzu bezaubernd findet. Er drückt ihm einen nassen Kuss auf den Mund und sieht ihn erwartungsvoll an.

“Deine Schase riechen nach Extrawurst.”, sagt Hubert schließlich.

Toby dreht seinen Kopf etwas seitwärts und überlegt kurz.

“Meine.. was.. wie.. was?!”, ist schließlich alles, was ihm dazu einfällt.

“Deine Schase. Sie riechen nach Extrawurst. Wenn du diesen Ass Plug im Hintern hattest, riechen deine Schase für die nächsten Tage nach Extrawurst. Ich hab keine Ahnung, warum das so ist, aber mir ist jedesmal zum Kotzen, wenn du furzt. Ich hasse Extrawurst. Letztes Mal habe ich deine Quiche leise am Klo erbrochen, als du beim Fernseher einen abgedrückt hast.” Hubert sieht Toby angewidert an.

“Ich..”, beginnt Toby und muss plötzlich lachen. Der Lachanfall überrascht ihn so sehr und mit einer derartigen Wucht, dass er umfällt und sich seinen Bauch hält, der unkontrolliert zuckt. Er lacht und lacht und lacht und schließlich beginnt auch Hubert, der ihn anfänglich böse angestarrt hat, leise zu kichern. Die Absurdität des Problems wird beiden zur gleichen Zeit klar und sie lachen immer weiter, bis sie sich, immer noch kichernd und am Küchenboden liegend, gegenseitig in den Armen halten.

“Ich liebe dich.”, flüstert Hubert seinem Partner lächelnd zu und küsst ihn auf die Stirn.

Toby umarmt ihn grinsend und drückt ihn fest.

“Alles wird gut.”, verspricht er der Liebe seines Lebens.

Und das wird es auch.

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